Netzwerk-Onlineveranstaltung
Kommunale Wärmeplanung leicht(er) gemacht
Am 27. August 2025 fand die zweite Online-Veranstaltung des Netzwerks Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen statt. Unter dem Titel „Endlich im Wald die Bäume sehen – Kommunale Wärmeplanung leicht(er) gemacht!“ diskutierten rund 30 Teilnehmende über Herausforderungen, Strategien und Praxisbeispiele der Wärmewende.

Themenvorträge
Anna Kraus (Agora Energiewende) machte deutlich, dass die Wärmewende entscheidend für das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045 ist. Während die Energiewirtschaft ihre Emissionen bereits stark reduziert hat, bleiben Gebäude und Verkehr zurück. „Im Gebäudebereich müssen wir deutlich schneller werden“, betonte Kraus.
Uwe van den Busch (Hessen Agentur) zeigte, dass im Neubau bereits fast die Hälfte der Wohnungen mit erneuerbaren Energien beheizt wird, im Bestand jedoch weiterhin Öl- und Gasheizungen dominieren. „Im Neubau sind wir auf einem guten Weg – doch im Gebäudebestand stehen wir vor einer gewaltigen Aufgabe“, so van den Busch.
Wie Kommunen diese Aufgabe meistern können, erläuterte Peter Moser (Deutsche Energie-Agentur GmbH – dena, Kompetenzzentrum Kommunale Wärmeplanung). Er hob die Bedeutung klarer Verantwortlichkeiten hervor. Kommunen müssen festlegen, wer den Prozess steuert – Verwaltung, Klimaschutzmanagement oder externe Dienstleister. „Wärmeplanung ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Sie gelingt nur, wenn Politik, Verwaltung, Stadtwerke sowie Bürgerinnen und Bürger von Anfang an an einem Tisch sitzen.“ sagte Peter Moser.
Anschließend führte Thilo Vorhauer (LandesEnergieAgentur Hessen GmbH – LEA) in die Förderkulisse ein und stellte die Unterstützungsangebote der LEA vor – von der Beratung über den Wärmeatlas Hessen bis hin zu Fördermöglichkeiten für Konzepte und Personalstellen. Ergänzend beleuchtete Julia Woth (LEA) die Rolle von Wärmenetzen, die erneuerbare Quellen bündeln und bei hoher Anschlussquote wirtschaftlich betrieben werden können. „Wärmenetze sind lokal geplant, erneuerbar gespeist – und wirtschaftlich, wenn wir früh überzeugen und viele anschließen“, so Woth.
Berichte aus der Praxis
Die anschließenden Praxisberichte zeigten, wie vielfältig Wärmeplanung in der Praxis aussieht:
- Heusenstamm – Bürgermeister Steffen Ball betonte „Mut, Innovationskraft und Zusammenhalt“ als Leitmotive für die Wärmewende vor Ort. Die Stadt bindet Bürgerinnen und Bürger früh in die Planung ein und prüft die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren.
- Bürstadt – Die ehemalige Bürgermeisterin Barbara Schader berichtete, wie aus einem Sanierungsstau bei Sportstätten ein 68.000 m² großer Bildungs- und Sportcampus entstand, der mit Wärmenetz, Photovoltaik und nachhaltigen Baumaterialien zum Leuchtturmprojekt aufstieg. „Kommunale Wärmeplanung braucht Visionen – und den Mut, diese konsequent umzusetzen.“ so Barbara Schader, ehemalige Bürgermeisterin von Bürstadt.
- Eschwege – Markus Mengel (Stadtwerke Eschwege) stellte die städtische Wärmeleitplanung vor. Herzstück ist ein neues Wärmenetz in vier Ausbaustufen, gespeist aus Flusswasserwärme der Werra und Abwärme der Kläranlage und großen Luftwärmepumpen.
Die Veranstaltung verdeutlichte: Kommunale Wärmeplanung ist anspruchsvoll – aber sie schafft Klarheit, Planungssicherheit und neue Chancen für Klimaschutz und Lebensqualität. Im Rahmen der Städtebauförderung können Synergien in den Bereichen Kommunikation, Information sowie Bürger- und Stakeholderbeteiligung genutzt werden. Bereits in vorbereitenden Maßnahmen wie Konzepterstellung, Gutachten oder Machbarkeitsstudien sollte die Wärmewende mitgedacht werden, um bei der Umsetzung investiver Maßnahmen eine nachhaltige Wirkung zu sichern.