Herausforderung in der Umsetzung:
Energetische Sanierung versus Denkmalschutz?

Zustand des Fachwerks vor den Modernisierungsarbeiten (Foto: NH ProjektStadt)

Die lange Suche nach einem geeigneten Investor, der die denkmalgeschützte Schlüsselliegenschaft erwirbt, saniert und betreibt, war schließlich erfolgreich. Die Kernsanierung des Gasthofes begann im Herbst 2014 und man konnte nach einigen baulichen Herausforderungen im Oktober 2015 Richtfest feiern.


Besonderer Aspekt der Instandsetzung war die energetische Modernisierung des Gebäudes, bei der eine neue Methode der energetischen Sanierung an der historischen Fassade angewandt wurde: Die Fassade konnte trotz Dämmung erhalten werden. Die historischen Details der Fassade - wie die Sandstein-Fenstereinfassungen - wurden wieder originalgetreu vor der Dämmung angebracht. Die wirtschaftliche Nutzung des Gebäudes konnte überhaupt erst durch die energetische Sanierung und der damit verbundenen erheblichen Einsparung von Energiekosten möglich gemacht werden.


Bei der Ertüchtigung der Gebäudehülle musste hocheffiziente Technik zum Einsatz kommen. Da es sich bei dem Gebäude um ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus handelt und nur der Bereich des großen Saales aus Bruchsteinmauerwerk besteht, musste die Grundstruktur komplett erhalten bleiben. In dieses System eine moderne und zeitgemäße Technik zu implantieren, stellte das Projektteam vor höchste Herausforderungen, die mit innovativen Lösungen gemeistert wurden:


Leitungsführung auf der Fassade unter der Dämmung, im Erdreich in gedämmten Kanälen, im neuen Deckenaufbau, in notwendigen Brandschutzwänden und in den gedämmten Dachebenen. Die historische Innengestaltung wurde so an keiner Stelle beeinträchtigt. Auch für die neue Gebäudeheizung kamen spezielle Lösungen zum Einsatz, wie Bauteilaktivierung, Fußbodenheizung, Wandheizung sowie Deckenstrahlplatten je nach Zweckmäßigkeit.

Entkernungsarbeiten (Foto: NH ProjektStadt)

Alle Systeme haben gemeinsam, dass sie Niedertemperatursysteme sind. Der Heizverbrauch soll durch die Maßnahmen um den Faktor 10 reduziert werden können. Alles zusammen sorgt für die gewünschte Energieeffizienz, gutes Klima sowie perfekte Lufthygiene in den Räumen.
Dies wird auch durch die Verwendung von historischen und ökologischen Baustoffen erzielt. Im Fachwerkbereich fanden nur Lehmsteine und Putze Verwendung. Für den Rest wurden reine Kalkputze und Farben verwendet. Die Böden wurden mit Holz und Naturstein belegt.


Lediglich ergänzende Wände mussten im Leichtbau errichtet werden, da die Statik hier nicht zusätzlich belastet werden durfte und aus Gründen des Brandschutzes auf bewährte Systeme zurückgegriffen werden musste. Aber auch hier blieben alle Einbauten zurückhaltend und erwecken nun den Eindruck, dass alles schon immer so war.

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