Integra­tives Planungs­konzept für den Schilde-Park

Bad Hersfeld war über Jahrzehnte durch das an die Altstadt angrenzende Industrieareal in der Stadtentwicklung stark beeinträchtigt.

Ziel der Maßnahme war eine sinnvolle Weiterentwicklung der innerstädtischen Freiräume unter Beachtung der demografischen Rahmenbedingungen. Da sich die Stadt in ihrer baulichen Entwicklung vor allem auf bereits vorhandene Bebauungspotenziale (Leerstände, erschlossene Neubaugebiete und Baulücken) konzentrieren wollte und auch Einzelhandel ausgeschlossen wurde, entstand bewusst die Idee einer Parklandschaft.

Die Stadt Bad Hersfeld erwarb das Gelände, welches zu 90 % überbaut und 100% versiegelt war. Insgesamt wurden im Rahmen der Umnutzung 34 Gebäude und 22.000 Quadratmeter versiegelte Flächen zurückgebaut. Die denkmalgeschützten Bürogebäude und Fabrikationshallen wurden erhalten und umfassend saniert. Ein Teil der so genannten Stockwerksfabrik wurde zum Herzstück des Projektes: mit dem „wortreich" entstand ein mitmach-Museum Rund um das Thema Sprache. Die neue Veranstaltungshalle (Schilde-Halle) bietet einen Rahmen für Konzerte, Theater, Tagungen und Kongresse und entlang des freigelegten und naturnah umgestalteten Bachlaufes der Geis wurde eine Wasserlandschaft mit einem facettenreichen Grünkonzept entwickelt.

Die wesentlichen fußläufigen Verkehrsströme aus der mittelalterlich geprägten Kernstadt führen in die neu gewonnenen öffentlich zugänglichen Bereiche und vernetzen die angrenzenden Wohngebiete mit der Altstadt. Defizite der fehlenden Freiraumnutzung in der Altstadt und in den Wohnquartieren mit Geschoßwohnungsbau werden kompensiert. Der Freistellung und Sanierung der denkmalgeschützten Hallen werden modern und funktional gestaltete Außenräume gegenübergestellt, die punktuell an die ehemaligen Nutzungen erinnern. Eine „neue Schicht" mit zeitgemäßen Freiraumnutzungen, Wasserspielplatz und Flussrenaturierung umgibt die historischen Gebäude und das Parkhaus.

Wasser wird damit zum zentralen und verbindenden Element für den gesamten Park und seine neuen kulturwirtschaftlichen und bildungsorientierten Angebote. Das Erlebnismuseum, die Schilde-Halle oder das Studium plus - Hochschulangebot sind neue Nutzungen im Park, die nachhaltig wirtschaftliche Impulse in der Gesamtstadt setzen.

Durch das Projekt werden neue Maßnahmen und Investitionen angestoßen, die zu einer weiteren Belebung führen. So entstanden im östlichen Teil Büro- und Dienstleistungsangebote, im westlichen Abschnitt neuer Wohnungsbau und eine Kindertagesstätte.

Plaza und Stockwerksfabrik in Bad Hersfeld
Plaza und Stockwerksfabrik

Nachhal­tiges Wasser­konzept

Die mit der Maßnahme verbundene wesentliche Verbesserung des Hochwasserschutzes, die für gewöhnlich meist technischer Natur ist, wurde verbunden mit gestalterischen und identitätsstiftenden Ansätzen.

Die wassertechnische Ausrüstung der Wasseranlage auf der Plaza ist ausgelegt auf Nachhaltigkeit, Kostenoptimierung, Wartungsfreundlichkeit sowie auf einen langjährigen Betrieb durch Einsatz von hochwertigen Bauteilen und Elementen. Die Dosierung des Desinfektionsmittels arbeitet auf der Basis von Wasserstoffperoxid mit einem Algizid aus dem Bereich der privaten Schwimmbadtechnik. Der Wasserspielplatz hat mit dem Einsatz von zwei einfachen Schwengelpumpen ohne weiteren Technikeinsatz und geringe Wartungs- und Betriebskosten einen hohen Spiel- und Erlebniswert.

Seitenansicht des modernen Parkhauses
Parkhausseite

Projektziel

Steigerung der Attraktivität der Stadt durch neue innerstädtische Angebote im Bildungs-, Dienstleistungs- und Kultursektor sowie im Tourismus- und Gastronomiebereich. Stärkung der benachbarten Altstadt durch neue Freiräume, Stimulierung von Folgeinvestitionen im städtebaulichen Umfeld.

Bad Hersfeld hat für den Schilde-Park den Deutschen Städtebaupreis 2014 sowie Auszeichnung im Rahmen der Wettbewerbe „Lebenswerte Stadt" (2012) und Baukultur Hessen „Zusammen gebaut – Leben mit Wasser" (2013) erhalten.