Vom Leerstand zur Attraktion - Erfahrungsaustausch im Programm Aktive Kernbereiche

Startpunkt: Das neue Stadthaus in Heppenheim (Foto: Benjamin Jungbluth)

Rund 30 Fachleute aus allen Teilen Hessens haben im Süden des Landes zwei außergewöhnliche Sanierungsprojekte erkundet: Das neue Stadthaus in Heppenheim und der "Gasthof zum Ochsen" in Grasellenbach konnten dank des Förderprogramms Aktive Kernbereiche nach langem Leerstand mit großem Aufwand umgebaut werden und sind wieder zu belebten Anlaufpunkten für die Bevölkerung geworden. Vertreter des Hessischen Wirtschaftsministeriums und der Hessen Agentur informierten die Experten vor Ort über die umfangreichen Maßnahmen und die vielfältigen Möglichkeiten der Städtebauförderungen im Land.

 

Für die ca. 30 angereisten Stadtplaner, Architekten und Gemeindevertreter, die extra aus Fulda, Bad Camberg, Bad Wildungen und weiteren hessischen Kommunen angereist waren, gab es im südlichen Zipfel des Landes einiges zu entdecken. Das neue Stadthaus in Heppenheim diente dabei als Musterbeispiel für eine Belebung von wichtigen Innenstadtlagen. Mehr als 15 Jahre lang stand das ehemalige Kaufhaus Mainzer in der Fußgängerzone leer. 1906/07 errichtet, war es eines der ersten modernen Kaufhäuser Deutschlands und verfügte – trotz zahlreicher Umbauten – im Kern noch immer über ein repräsentatives Foyer mit großer freistehender Treppe und umlaufender Galerie. Eine neue Nutzung als Kaufhaus ließ sich jedoch nicht verwirklichen. 2015 kaufte die Stadt das verfallene Gebäude schließlich auf und sanierte es von Grund auf. Seit Mai 2019 beherbergt das neue Stadthaus nun Teile der Stadtverwaltung, das Bürgerbüro, die Touristeninformation und die Musikschule.

 

"Wir haben die Nutzungsart geändert und dadurch zu einer merklichen Belebung der Innenstadt beigetragen. Damit haben wir unsere ehemalige Problemimmobilie in ein Schmuckstück verwandelt, das eine hohe Strahlkraft auf die umliegenden Bereiche der Innenstadt hat", bilanzierte Heppenheims Bürgermeister Rainer Burelbach. "Die reibungslose gemeinsame Nutzung des Hauses durch Stadtverwaltung und Musikschule zu gewährleisten, war für die Planer im Detail durchaus anspruchsvoll. Doch dank innovativer Ideen und kreativer Ansätze können unsere rund 1500 Musikschüler jetzt auf zwei kompletten Etagen üben, während dazwischen in ansprechender historischer Atmosphäre konzentriert gearbeitet werden kann."

 

Nach der Besichtigung des neuen Stadthauses fuhren die Teilnehmer gemeinsam mit einem Brennstoffzellenbus nach Grasellenbach.

 

Via Brennstoffzellenbus reisten die Teilnehmer von Heppenheim nach Grasellenbach (Foto: Benjamin Jungbluth)

Auch die zweite Station der Experten-Exkursion im südlichen Hessen hat eine lange Vorgeschichte: Der um 1781 erbaute "Gasthof zum Ochsen" in Grasellenbach war früher überregional als touristisches Ziel bekannt und für die kleine Odenwald-Gemeinde auch wegen seines großen Saals, der für Feste und Versammlungen genutzt werden konnte, eine überaus wichtige Institution. Wegen sinkender Gästezahlen, eines wachsenden Instandhaltungsstaus und enormer Energie- und Heizkosten musste der Betrieb im Ortskern jedoch geschlossen werden. Auf Initiative der Einwohner wurde das Gebäude schließlich reaktiviert: Mit einem örtlichen Investor wurde das historische Gasthaus ab 2014 grundlegend saniert. Dabei wurde sowohl auf den Denkmalschutz als auch auf Nachhaltigkeit geachtet. Mit großem Aufwand konnte eine moderne Dämmung angebracht und zugleich die historische Fassade erhalten werden. Dank zahlreicher weiterer technischer Einbauten entspricht das denkmalgeschützte Gebäude nun dem Passivhaus-Standard. Moderne Hotelzimmer und ein zeitgemäßes gastronomisches Angebot mit regionalen Produkten haben das Gasthaus wieder zu einem gefragten Ausflugsziel im Odenwald werden lassen.

 

"Der neue Gasthof kurbelt unser Tourismus-Geschäft an und stellt gleichzeitig einen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft dar", so Markus Röth, Bürgermeister von Grasellenbach. "Dank des großen Saals können Hochzeiten, Konfirmationen und andere Familienfeste jetzt wieder im Ochsen gefeiert werden, außerdem können unsere Verwaltung und unsere Vereine darauf zurückgreifen. Das belebt unsere Gemeinde ungemein."

 

Während der gesamten Veranstaltung hatten die Teilnehmer die Gelegenheit sich untereinandere auszutauschen und Fragen zum Förderprogramm zu stellen. Nach dem Besuch in Grasellenbach fuhr die Gruppe wieder zurück nach Heppenheim, wo die Veranstaltung endete.

Eingedeckt: Der Hochzeitssaal im "Ochsen" (Foto: Benjamin Jungbluth)
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