ZUSAMMEN GEBAUT
Preisträger des Landeswettbewerbs 2016

WOHNEN - bezahlbar - vielfältig - attraktiv

 

Der vierte Landeswettbewerb der Reihe ZUSAMMEN GEBAUT der Landesinitiative +Baukultur in Hessen widmete sich dem Wohnen, gesucht wurden beispielhafte und innovative Wohnbauten. Die Frage nach bezahlbarem und hochwertigem Wohnraum, die demografische Entwicklung und der Klimawandel sind zentrale Herausforderungen unserer Gesellschaft und eng miteinander verknüpft. Baukultur ist dabei ein Schlüssel, um eine Umwelt zu schaffen, die als lebenswert empfunden wird. Dabei geht es nicht nur um die ästhetische Dimension der Wohnungen, der Häuser und des Wohnumfeldes, auch die emotionale, die soziale und die ökologische Dimension sind elementar für einen gesellschaftlichen und ökonomischen Mehrwert der Bauwerke. Gelungene Wohngebäude und ihr Umfeld leisten einen entscheidenden Beitrag zur Lebensqualität, zur Unverwechselbarkeit unserer Städte und Dörfer und ihrem Erscheinungsbild.

 

Am 18. Oktober 2016 hat Stadtentwicklungsministerin Priska Hinz die Preisträger des Wettbewerbs ausgezeichnet und zwei weitere Beiträge mit einer Anerkennung gewürdigt.

 

Die Ministerin dankte allen Wettbewerbsteilnehmern und den Sponsoren des Wettbewerbs. Das Preisgeld in Höhe von insgesamt 5.000,- Euro wurde von der Firma Dyckerhoff GmbH aus Wiesbaden und der Firma RINN Beton- und Naturstein GmbH&Co.KG aus Heuchelheim zur Verfügung gestellt: „Es ist gut zu wissen, dass auch privaten Akteuren die Baukultur am Herzen liegt.“ so die Ministerin.

 

Pressemitteilung zur Preisverleihung


Die Preisträger


Vereinigte Wohnstätten 1889 eG, Wohnungsbaugenossenschaft

für das Projekt:

Sanierung des Mehrfamilienhauses Goethestraße 154 in Kassel

(Foto: Rüddenklau)

Eine Sanierung ganz anderer Art ist Thema bei dem denkmalgeschützten Mehrfamilienhaus aus den 1930er Jahren in der Goethestraße 154 der Vereinigten Wohnstätten 1889 eG in Kassel. Dieses bildet das Kopfgebäude einer Siedlung am Goethepark in Kassel. Mit der Sanierung wurden Wohnungsangebote für ältere Menschen geschaffen und das Gebäude gleichzeitig energetisch ertüchtigt. Die Grundrisse wurden verändert und barrierefrei gestaltet. Aus zwei Wohnungen entstanden drei je Etage. Eine Besonderheit war das Umzugsmanagement: ältere Bewohner, die seit Jahren in der Siedlung leben, in ihrer vertrauten Umgebung bleiben und in kleinere barrierefreie Wohnungen umziehen. Die neuen Mieter machten an anderer Stelle große Wohnungen frei, die nun für Familien zur Verfügung stehen. Außerdem steht der Siedlung nun eine Gästewohnung zur Verfügung. Das Projekt ist auch in technischer Hinsicht beispielgebend: energetische und bauphysikalische Anforderungen wie Wärmedämmung und Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung wurden in konstruktiver Abstimmung mit dem Denkmalschutz gelöst.


Christoph Mäckler Architekten

für das Projekt:

Friedrich-List-Straße, Riederwaldsiedlung Frankfurt am Main

(Foto: Deutsche Poroton Johannes Vogt)

Die Anpassung des Bestandes an heutige Anforderungen ist ein zentrales Thema in vielen Städten. Die Zeilenbauten aus den 20er bis 60er Jahren stellen hier umfangreiche Herausforderungen für die Stadtentwicklung. Besonders gut gelungen – und daher beispielgebend – ist der Umbau einer Zeilenbebauung in der Friedrich-List-Strasse im Frankfurter Riederwald. Bei dieser denkmalgeschützten Arbeitersiedlung aus den 1910er und 1920er Jahren standen städtebauliche Veränderungen und v.a. die Aufwertung der Häuser in sechs Zeilen an. Wohneinheiten wurden zusammengelegt, die Freiräume neu gegliedert. Bei der Wärmedämmung der Außenhülle wurde auf Verbundsysteme verzichtet und eine zweite Wand vor den Bestand gemauert. Die städtebaulichen Eingriffe durch Anbauten und Ergänzungen verbessern den Gebrauchswert der Häuser, gleichzeitig wird der geschlossene Charakter der Siedlung bewahrt. Die Jury hob besonders hervor, dass mit behutsamen kleinen Eingriffen – wie Anbauten mit Terrassen, Abstellhäuschen für Mülltonnen und kleinen Gartenmauern – ganz neue angenehme Stadträume geschaffen wurden, die sowohl in öffentlichen als auch in privaten Bereichen eine deutliche Aufwertung bringen.


sturm und wartzeck gmbh, architekten bda innenarchitekten

für das Projekt:

Neubau Wohnbebauung Horasbrücke in Fulda

(Foto: Wolfgang Fallier)

Das Projekt Horasbrücke in Fulda zeichnet sich durch auffallend gut gegliederte, schöne und sehr alltagstaugliche Freiräume aus. Ein weiteres Kennzeichen dieses Projektes sind die variantenreichen Grundrisse. Insgesamt ist eine beispielhafte kleine Siedlung mit sehr überzeugender Architektursprache und gemeinschaftlich nutzbaren Freiräumen entstanden. Die blockhafte Geometrie der sechs in sich versetzten Kuben zeigt im Inneren eine erstaunliche Vielfalt an Grundrissvarianten und Wohnungstypologien. Vergleichbar mit einem Baukastensystem entsteht durch räumliche Stapelung, Schichtung bzw. Addition ein differenziertes Angebot von Appartements, Maisonetten, Reihenhäusern und Penthäusern.


gemeinnützige AKTIV STIFTUNG

für das Projekt:

Rhönhof Tann – ein lebendiges Kulturdenkmal für inklusives, intergeneratives und innovatives Wohnen im ländlichen Raum

(Foto: Aktiv Stiftung Fulda)

Im Projekt Rhönhof Tann geht es um die Wiederbelebung eines Leerstandes im Ortszentrum einer Kleinstadt in der Rhön. Entstanden ist ein integratives Wohnprojekt mit öffentlicher Teilnutzung in einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus. Gleich mehrere aktuelle Faktoren wie der demografische Wandel, Teilnahme am Leben im Ortszentrum für Menschen mit Beeinträchtigung, Wiedernutzung von Leerstand und bauliche Qualität überzeugten die Jury. Ökologische Materialien und traditionelles Handwerk spielen eine große Rolle bei der Umsetzung des Projekts. Der Eigentümer hat das seit Jahren leerstehende Gebäude in die AKTIV STIFTUNG eingebracht. Der gesellschaftliche Mehrwert des Projekts Rhönhof und aller weiteren Projekte der AKTIV STIFTUNG liegt darin, Kulturdenkmäler mit neuen, zukunftsfähigen und gleichzeitig dem Gemeinwohl dienenden Nutzungen anzureichern. Das sind beispielgebende Impulse, die zur Nachahmung anregen sollen.


Architekten ArGe Baufrösche / foundation5+ / HHS / Kober / Reichel / Spöth (alle Kassel)

für das Projekt:

Das Kasseler Modell – von der Flüchtlingsunterkunft zur Mietwohnung von morgen

(Foto: Architekten ArGe Baufrösche / foundation5+ / HHS / Kober / Reichel / Spöth )

Ein weiterer Preisträger ist ein Neubau einer besonderen Art. In Kassel sollten sehr schnell und sehr günstig würdige Wohnräume für Geflüchtete geschaffen werden, die später dauerhaft als Sozialwohnungen zur Verfügung stehen können. Das Projekt „Kasseler Modell – von der Flüchtlingsunterkunft zu Mietwohnung von morgen“ ist ein hervorragendes Beispiel für eine solche Lösung. Hier begeisterte neben der gut und kostengünstig gestalteten Architektur, die das Wohnumfeld miteinbezog, besonders die Planungskultur des Projektes. Einem Aufruf des Kasseler Baudezernenten folgend, schlossen sich fünf Architekturbüros (ArGe Baufrösche / foundation 5+ / HHS / Kober / Spöth / Reichel) mit lokalen Baufirmen und der Kasseler Wohnungsbaugesellschaft GWG zusammen. Entstanden sind 38 Wohnungen, die 182 Geflüchteten auch private Rückzugsräume bieten, daneben sorgen Gemeinschaftsflächen und -freiräume für eine geeignete Startposition zur Entwicklung guter Nachbarschaft. Die Zusammenarbeit der Architekturbüros mit den Baufirmen zeigt, wie in konstruktiver Teamarbeit erschwinglicher und gleichzeitig qualitativ hochwertiger Wohnraum geschaffen werden kann. Aus der Sicht der Jury ist das Projekt ein zukunftsweisendes Beispiel dafür, wie Architektur unsere Lebenswirklichkeit gestaltet.


Die Anerkennungen


werk.um architekten

für das Projekt:

K76 – Gemeinsam Wohnen am Park in Darmstadt

(Foto: werk.um architekten)

„K76" nennt sich das Projekt einer jungen Genossenschaft in Darmstadt von werk.um architekten. Das Projekt tritt mit 18 Wohneinheiten an, die gekoppelt werden können, aber auch für sich funktionieren, d.h. man kann auf sich verändernde Familienstrukturen reagieren. Die knapp gehaltene individuelle Wohnfläche steht hochwertigen Gemeinschaftsflächen und –freiräumen gegenüber, so kann die Kita im EG nachmittags und am Wochenende dem Wohnprojekt zur Verfügung stehen. Energetisch ist das Haus selbstverständlich ebenfalls hochambitioniert zu moderaten Kosten. Die Wohnungen sind über breite Laubengänge barrierefrei erschlossen und die Laubengänge können auch als Treffpunkt und gut nutzbare Erweiterung der Wohnung betrachtet werden. Die Stützenrasterkonstruktion bietet Flexibilität in den Grundrissen und macht spätere Umbauten relativ einfach. Insgesamt hat die Jury hier einen hohen Innovationsgehalt gesehen, „das Haus traut sich was", so formulierte es ein Jury-Mitglied.

 


Prof. Anett-Maud Joppien und Prof. Manfred Hegger, TU Darmstadt († 29. Juni 2016)

für das Projekt:

CUBITY – Energy Plus and Modular Future Student Living in Frankfurt am Main

(Foto: Thomas Ott)

Das CUBITY in Frankfurt Niederrad war ursprünglich für den Solar Decathlon 2014 konzipiert. Das „Energy Plus and Modular Future Student Living“ bietetauf 7,63 qm einen optimierten Rückzugsraum für Studierende, mit vorgefertigter Sanitärzelle und Einbaumöbeln. Demgegenüber stehen sehr großzügige Gemeinschaftsflächen mit Küche, Galerie, Terrasse und „Marktplatz“ als Zentrum. Die Deutsche Fertighaus Holding fungiert als Bauherr, Projektpartner ist die Nassauische Heimstätte / Wohnstadt, die das Grundstück zur Verfügung stellt. Viele innovativ orientierte Partner und Hochschulen haben hier mitgewirkt, nicht zuletzt der kürzlich verstorbene Professor M.Sc.Econ Manfred Hegger. Bereits früh wurde für Interaktion im Quartier gesorgt, es gab Informationsveranstaltungen für die Anwohner und z.B. ein gemeinsames urban gardening Projekt mit den Nachbarn, damit das Cubity nicht wie ein Ufo in der gewachsenen Nachbarschaft landet. Das Cubity ist ein Projekt von Studierenden für Studierende. Am neuen Standort in Niederrad ist es ein gemeinschaftliches Wohnprojekt mit studierenden Geflüchteten. Sowohl die Raumtypen als auch das energetische Konzept zeigen eine ganz neue Herangehensweise: Die Wohnkuben sind beheizbar. Die Halle funktioniert als Außenraum im Innenraum – als klimatische Zwischenzone.


Flyer Auslobung

(PDF / 498,53 KiB)

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