Soziale Stadt: Gießen – Nördliche Weststadt

Häuserzeile der denkmalgeschützten „Rotklinkersiedlung“ (Reihenhäuser der 1930er Jahre) (Foto: Reinhard Berg, Wiesbaden)

Nördliche Weststadt

Die Nördliche Weststadt umfasst 48 ha mit ca. 3.130 Einwohner*innen und wurde im Oktober 2015 in das Förderprogramm aufgenommen. Die Nördliche Weststadt ist ein einwohnerstarkes, wachsendes Siedlungsgebiet mit hohen Anteilen an Geschosswohnungsbau (1960er und 1970er Jahre) und einer sehr heterogenen Einwohnerstruktur. Im Gießener Stadtgefüge nimmt der Stadtteil eine Randlage ein. Der Stadtteil besteht aus vielen Kleinquartieren, die zum Teil wenig vernetzt sind. Die Weststadt gilt als wesentlicher Standort für günstigen Wohnraum im Stadtgebiet und bildet auch zukünftig ein wichtiges Quartier bei der städtischen Wohnraumversorgung.

Im Quartier besteht großer Handlungsbedarf bei der Anpassung und Gestaltung des Wohnumfelds und der sozialen Infrastruktur an die Bedürfnisse der Bewohner*innen. Dazu ist z. B. vorgesehen, die Grün- und Freiflächen aufzuwerten, die einzelnen Teilquartiere miteinander zu vernetzen und ein Familienzentrum mit Kinderbetreuung, Beratungs- und Bildungsmöglichkeiten zu errichten. Das Familienzentrum, welches durch den Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ gefördert wird, entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft zur Ganztagsgrundschule Gießen-West sowie dem Jugendzentrum Holzpalast. Im Grünzug entsteht eine Parcoursanlage sowie ein Mehrgenerationenplatz und die Spielplätze im Quartier sollen aufgewertet werden. Im August 2019 wurde das neue Stadtteilbüro an zentraler Lage in der Pater-Delp-Straße 24 eröffnet. Dort bietet das Quartiersmanagement wöchentliche offene Sprechstunden sowie Einzelberatungstermine an. Regelmäßig treffen sich dort auch die Bewohner-Arbeitsgruppen. Neben dem Quartiersmanagement bietet auch die Jugendwerkstatt Gießen gGmbH, vor allem im Rahmen des BIWAQ IV-Projekts „Jobclub – Wegbegleiter im Quartier“, zusätzliche Sprechzeiten an. Weitere Kooperationspartner sollen folgen.

Das Ziel ist, den Wohnstandort der Nördlichen Weststadt über die Qualifizierung und den Ausbau der grünen und sozialen Infrastruktur zu stabilisieren und weiterzuentwickeln sowie das nachbarschaftliche Zusammenleben über die Wohnquartiere hinaus zu stärken.

 

Sanierung der Rotklinkersiedlung

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Rotklinkersiedlung. Die ca. 1,6 ha große denkmalgeschützte Rotklinkersiedlung („Gummiinsel“) liegt in der Gießener Weststadt und wurde in den 1930er Jahren erbaut. Die Siedlung umfasst 70 Reihenhäuser. Die Gebäude der Rotklinkersiedlung befinden sich in einem baulich sehr schlechten Zustand. Die Bewohnerschaft weist eine generationenübergreifende starke Verbundenheit mit ihrem Quartier und ihrer Lebenskultur auf. Der Gemeinschaftssinn und die nachbarschaftlichen Beziehungen sind stark ausgeprägt. Viele Familien leben hier schon seit Generationen und sehen selbst in ihrer Siedlung ein wichtiges Kulturerbe. Sie treten ge­meinsam für eine behutsame Instandsetzung unter besonderer Berücksichtigung der histori­schen wie der heutigen Identität der Siedlung ein. Hiervon zeugen die Aktivitäten der von der Bewohnerschaft 2014 gegründeten Interessengemeinschaft Rotklinkersiedlung. Das Ziel ist die Rotklinkersiedlung als ein überregional bedeutendes Kulturdenkmal zu erhalten, in dem sich in einmaliger Weise Sozialgeschichte bis in die Gegenwart fortsetzt. Die Herausforderung in der Sanierung besteht darin, das Ensemble denkmalgerecht zu sanieren, zeitgemäßen Wohnstandard zu schaffen und bezahlbare Mieten für die alteingesessene Bevölkerung zu erhalten. Die Sanierung der ersten zehn Wohneinheiten wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ gefördert.


Fördergebiet

Fördergbiet Gießen-Nördliche Weststadt - Soziale Stadt (Plan: Universitätsstadt Gießen)
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