Ein Stück Geschichte der Stadt Heppenheim

Eines der ersten modernen Kaufhäuser in Deutschland (Foto: Stadt Heppenheim)

Das Gebäude wurde in den Jahren 1906/07 von dem Architekten Heinrich Metzendorf für die jüdischen Brüder Berthold und Jakob Mainzer errichtet. Der Architekt hatte bereits im Jahr 1900 die neue Synagoge in Heppenheim erbaut. Das Gebäude gilt als eines der ersten modernen Kaufhäuser in Deutschland und als Paradebeispiel der Reformarchitektur an der Bergstraße.
Das Kaufhaus enthielt in den unteren Geschossen Geschäftsräume und in den oberen Geschossen waren Wohnungen der Inhaberfamilie untergebracht. Im Kaufhaus wurden u.a. Textilien und Möbel angeboten. Außerdem gab es eine Bank und eine Immobilienabteilung.

 

In den folgenden Jahren wurden wegen der Aufteilung der unteren Geschosse in mehrere Ladengeschäfte auch einige bauliche Veränderungen vorgenommen. Während des Nationalsozialismus wurden die Wohnungen und Läden der jüdischen Inhaber verwüstet. Ein früherer Angestellter der Firma übernahm später Haus und Geschäft. Im Jahr 1953 erwarb Peter Metzendorf, ein Verwandter des Architekten, das Anwesen. Später war seine Tochter Doris Baumbusch Eigentümerin.

Das Wilhelm Mainzer Spezialhaus (Grafik: Stadt Heppenheim)

Im Laufe der Jahre, bedingt durch Nutzungsänderungen, resultierten später weitere Fassadenänderungen. Im Jahr 2001 wechselte das Kaufhaus in den Privatbesitz eines ortsansässigen Brüderpaares.

 

Die Stadt Heppenheim erwarb das Anwesen im Jahr 2015. Ziel des Umbaus – neben der Reaktivierung des langen Leerstands – war die Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen, eine Musikschule zu implementieren sowie eine Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger sowie für Gäste der Stadt Heppenheim zu schaffen. Letzteres gelang durch die Integration von Bürgernahen Diensten und Verwaltungseinheiten in dem Gebäude.

 

Im Gegensatz zu anderen historischen Kaufhäusern der Jahrhundertwende um 1900 war das Kaufhaus zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend im Originalzustand erhalten und daher aus architektonischer und bauhistorischer Sicht von hoher Bedeutung. Auch aus städtebaulicher Sicht ist das Gebäude von großem Interesse. Direkt in der Fußgängerzone an der Kreuzung Friedrichstraße und Zwerchgasse/Wilhelmstraße stand der mächtige, mehrgeschossige Bau mehr als 15 Jahre leer und blockierte so die innerstädtische Entwicklung erheblich.

Momentaufnahmen des Kaufhauses Mainzer in seiner über 110-jährigen Geschichte
Close Print