Der Wiesbadener Stadtteil Biebrich ist mit ca. 36.500 Einwohner der bevölkerungsstärkste Wiesbadens. Dieser wurde im Jahr 1926 eingemeindet. Mit der Industrialisierung wurde das damals noch unabhängige Biebrich zu einem der bedeutendsten Industriestandorte im Rhein-Main-Gebiet. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges stieg in Folge dessen die Bevölkerungsanzahl Biebrichs auf 21.200 an. In Folge der schwierigen wirtschaftlichen Lage nach Ende des ersten Weltkrieges und der Folgezeit wurde Biebrich letztlich im Jahr 1926 eingemeindet.
In Folge des Wirtschaftswunders und dem damit verbundenen Arbeitskräftemangel nach dem zweiten Weltkrieg siedelten sich zahlreiche Gastarbeiter mit ihren Familien im Stadtgebiet an, die heute einen großen Anteil der Gesamtbevölkerung ausmachen. Das äußere Bild des Quartieres ist geprägt von einer multinationalen Mischbevölkerung. Migranten-Familien erreichen in einigen kleinräumigen Wohnquartieren Anteile bis zu 80 Prozent der Wohnbevölkerung. Die Jugend- und Frauenarbeitslosigkeit ist fast 1/3 über dem städtischen Mittelwert und bedarf besonderer Anstrengungen im Stadtteil. Das Thema Qualifizierung, Berufsausbildung und berufliche Weiterbildung wird dabei im Fokus stehen. Es besteht ein Bedarf an einer Erhöhung von Plätzen in Kindertagesstätten sowie der Modernisierung vorhandener Kitas. Zudem ist festzustellen, dass für die Kinder- und Jugendarbeit unzureichend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.
Der Anteil der Arbeitslosen im Stadtteil liegt bei 10,6 % (2017) (zum Vergleich: Gesamtstadt: 7,4 %). Die somit entstandenen sozialen wie gesellschaftlichen Probleme gilt es nun zusammen mit den baulichen und städtebaulichen Mängeln im Rahmen der Sozialen Stadt anzugehen.
Baulich gesehen besteht energetischer Modernisierungsbedarf bei einer Vielzahl von Wohngebäuden, es gilt aber auch, Baulücken zu schließen. Historische Gebäude sind z.T. leerstehend sowie modernisierungsbedürftig; hier fehlt es an neuer Nutzung. Der Stadtteileingang und die Durchgangsstraße sind von hohem Verkehrsaufkommen geprägt, öffentliche Plätze und Freiflächen bieten nur geringe Aufenthaltsqualität. Die Anbindungen für Fußgänger und Radfahrer sind unzureichend und die Spielbereiche sind in defizitärem Zustand.
Konzeptioneller Ansatz
Im Fokus der Maßnahmen stehen die Neuordnung und Neunutzung von Brachen und Nachverdichtung, die Förderung von Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und eine Verkehrsberuhigung. Zudem soll eine Stärkung des kleinteiligen Einzelhandels erfolgen und eine verstärkte Gewerbeentwicklung sowie der Ausbau von Wohngebäuden und eine Verbesserung des Wohnumfeldes. Mit diesen Maßnahmen einher gehen die energetische Gebäudesanierung, der Klimaschutz, die Klimaanpassung und die Begrünung im Stadtraum.
In naher Zukunft steht die Neuordnung des Areals im Bereich der Wilhlem-Tropp-Straße an. Hierzu laufen erste vorbereitende Untersuchungen. Ziel ist es, u.a. die Modernisierung und Instandsetzung des ehemaligen Schulgebäudes für eine zukünftige Nutzung als Kindertagesstätte.