Frankfurt am Main - Ben-Gurion-Ring: Großwohnsiedlung mit grünem Herz

Großwohnsiedlung der 1970er  Jahre am Stadtrand (Foto: Stadt Frankfurt am Main)

Der Ben-Gurion-Ring ist eine Großwohnsiedlung am Frankfurter Stadtrand, die in den 1970er Jahren durch die damalige „Neue Heimat Südwest“ zwischen den Stadtteilen Bonames und Nieder-Eschbach auf ca. 27,5 ha Fläche errichtet wurde. Die gemäß dem Leitbild „Urbanität durch Dichte“ konzipierte Siedlung grenzt sich stark von den angrenzenden ländlichen Strukturen ab - zum einen durch ihre besondere Raumbildung zum anderen durch den Maßstab der vier – bis zehngeschossigen Gebäude. Die großformatigen, linearen Wohnhochhäuser stellen bis heute insgesamt ca. 1.240 geförderte Wohnungen für rund 4.400 Menschen aus ca. 46 verschiedenen Nationalitäten bereit.

 

Durch die damalige Erschließungskonzeption ist die Siedlung auch heute ein nahezu autofreies Quartier mit weiträumigen innenliegenden Grünflächen rings um den Bügelsee.

 

Die Implementierung einer Großwohnsiedlung in einem vormaligen Naherholungsraum zwischen den beiden ehem. Dörfern Bonames und Nieder-Eschbach erzeugte seit dem Zeitpunkt ihrer Erbauung Ablehnung sowie eine negative Außensicht. Dagegen steht jedoch die Wohnzufriedenheit der BewohnerInnen der Siedlung mit den gut belichteten und ruhigen Wohnungen und den großzügigen Freiflächen bis heute in einem deutlichen Kontrast.

 

Obwohl der Ben-Gurion-Ring direkt an die o.g. Gemarkungen anschließt, fehlen funktionale sowie sozialräumliche Vernetzungen. Die im Westen angrenzende Autobahn und das nordwestliche Gewerbegebiet verstärken den introvertierten Charakter des Quartiers zusätzlich. Auch die Verbesserung und bewohnergerechte  Qualifizierung der Wohnumfeldbereiche und der öffentlichen Grün- und Freiflächen ist dringend angezeigt.

 

Aufgrund dessen wurde das Quartier „Frankfurt am Main – Ben-Gurion-Ring“ im Jahr 2015 in das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ (jetzt: „Sozialer Zusammenhalt“) aufgenommen. Neben den baulichen Sanierungserfordernissen besteht auch deutlicher Handlungsbedarf bei den sozialräumlichen Infrastrukturen sowie der Grün- und Freiflächen zugunsten einer ökologischen Aufwertung und Anpassung an den Klimawandel.

 

Ziel der Sozialen Stadterneuerung ist dabei die Entwicklung von Projekt- und Maßnahmenideen gemeinsam mit den BewohnerInnen aller Altersstufen zugunsten einer deutlichen Wandlung zu einem Quartier mit zukünftig positiver Ausstrahlung.

 

Die hierfür erforderlichen Entwicklungsziele werden für dieses Quartier maßgeschneidert. Neben der im Sinne der Bewohner zu qualifizierenden Freiflächen sind auch die räumlichen Konzepte des „Urbanität durch Dichte-Prinzips“ auf ihre Funktionalität zu überprüfen und an die heutigen Anforderungen anzupassen. Nur dann können die aus der bisher versäumten Transformation entstandenen negativen Imagebilder aufgelöst und die vorhandenen Potentiale umgedeutet werden zugunsten einer positiven Identifikation und Integration der Bewohnerschaft.


Einladungsplakate zum Auftaktfest (Foto: Stadt Frankfurt am Main)
Öffentlichkeitsarbeit im Quartier (Plakat-Erstellung: urbanista GmbH u. Co. KG, Hamburg)

Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK)

Mit der Aufnahme des Gebietes im Jahr 2015 in das Programm Soziale Stadt wurden zuerst die Ausschreibungen für das ISEK und Quartiersmanagement vorbereitet. Im Vorgriff auf das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) Soziale Stadt Ben-Gurion-Ring wurden 2016 zunächst aktivierende Feste und Workshops für alle interessierten QuartiersbewohnerInnen durchgeführt.

 

Im Januar 2017 wurde der Auftrag zur Erstellung des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes vergeben. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept wurde im Rahmen eines breit angelegten Bürgerbeteiligungsprozesses erarbeitet. Mit dem Leitsatz „Mach Deinen Bügel“ und der Fragestellung „Was soll sich ändern?“ und „Was kann so bleiben?“ wurden die verschiedenen Perspektiven, Bedarfe und die noch zu entwickelnden Potenziale des Quartiers identifiziert, sortiert und priorisiert. Alle interessierten BewohnerInnen hatten die Möglichkeit in aufeinander aufbauenden Veranstaltungen und Workshops ihre Ideen und Wünsche einzubringen und bei der Konzipierung der Projekte für die Soziale Stadterneuerung von Anbeginn an mitzuwirken. Im Januar 2020 wurde das ISEK dann als Grundlage für konkrete Planungs- und Umbaumaßnahmen durch die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Frankfurt beschlossen. 

 

Soziale Stadt Beirat

Aufgrund der positiven Erfahrungen der beiden Frankfurter Soziale Stadt-Gebiete Unterliederbach-Ost und Gallus mit der kontinuierlichen Beteiligung in Form eines Stadtteilbeirates wurde auch im Ben-Gurion-Ring ein Stadtteilbeirat eingesetzt. Der „Soziale Stadt Beirat" konstituierte sich erstmalig im März 2017 und tagt seither alle sechs Wochen. Das aus BewohnerInnen sowie aus Vertretungen der im Gebiet engagierten Institutionen bestehende Gremium engagiert sich in allen Handlungsfeldern der Sozialen Stadt und war intensiv in den Beteiligungsprozess zur Erarbeitung des ISEKs eingebunden.

 

Der Beirat nimmt verschiedene Funktionen wahr: Er diskutiert die Projekte des ISEKs, gibt Empfehlungen für die Aufnahme von Projekten in die jeweiligen Jahresförderanträge und berät über aktuelle Themen im Gebiet. Die Empfehlungen des Beirats sind Grundlage für Beratungen in den politischen Gremien z.B. der Ortsbeiräte.

Gleichzeitig vermittelt der Beirat aber auch zwischen den Nachbarschaften. Als Multiplikator übermittelt er Ziele und Sachstände des Erneuerungsverfahrens an die Nachbarschaften im Quartier sowie die Wünsche der Bewohnerschaft in das Beiratsgremium.

 

 

Diagramm: Beirat Soziale Stadt (Bild: Stadtplanungsamt Stadt Frankfurt am Main)

Frankfurt am Main - Ben-Gurion-Ring wurde von 2015 bis einschließlich 2019 aus dem Förderprogramm Soziale Stadt in Hessen gefördert.


Weitere Informationen und Hintergründe finden Sie hier:

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